Der Begriff Placebo-Effekt wird häufig mit der Unwirksamkeit einer Therapie oder einer Maßnahme gleichgesetzt. Doch das ist nicht korrekt, da seit langem bekannt ist, dass man durch eine Placebo Gabe vielfältige Effekte auslösen kann. Dies kennt man aus sogenannten Doppelblindstudien, bei denen zufällig ausgewählt die eine Gruppe das Wirkpräparat bekommt und die Andere das Placebo. Doch wie häufig nutzen Ärzte Placebos in Deutschland?
Diese Frage haben sich nun Wissenschaftler der Technischen Universität gewidmet. Im Rahmen einer Literatursuche haben sie insgesamt 16 internationale Studien gefunden, bei denen knapp 3000 Ärzte, davon über 500 in Deutschland, systematisch befragt wurden. Es zeigte sich, dass die Gabe von Placebos keine Seltenheit ist. Fast 80% der Ärzte gaben an schon mal Placebo Präparate verordnet zu haben, ein Drittel mindestens einmal pro Woche. Jedoch haben die Patienten nicht reine Placebo Tabletten bekommen sondern Pseudo-Placebos , das sind Wirkstoffe, für die keine Wirksamkeit bei den speziellen Beschwerden oder Erkrankungen bekannt ist. Besonders als Beruhigungspillen scheinen diese Tabletten sehr gute Wirkungen auszuüben.
Doch ist es ethisch vertretbar, Placebos zu geben? Die Bundesärztekammer bejaht dies, wenn es sich um relativ geringe Beschwerden handelt, der Patient auf eine Behandlung drängt und ansonsten kein Therapieerfolg zu erwarten ist. In Anbetracht der Vielzahl an Vitamintabletten und Nahrungsergänzungsmitteln, für die keine Wirksamkeiten in Studien belegt sind, kann man in Bezug auf diese Produkte von selbstverordneten Placebos sprechen. Sie sind gegenüber den verordneten Placebos in der allgemeinen Bevölkerung aber deutlich verbreiteter.