Die Sorge vor einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen führt dazu, dass der Umsatz an entsprechenden Supplementen in Deutschland kontinuierlich ansteigt. In einer Reihe an randomisierten Studien wurde die Gabe von Vitamintabletten im Vergleich zu Plazebo getestet. Dabei zeigte sich, dass hohe Vitamingaben nicht nur keine günstige Wirkungen haben, sondern auch gefährlich sein können. So wurde u.a. für Vitamin E eine erhöhte Rate an Prostatakrebs und für Vitamin D eine erhöhte Sturzneigung nachgewiesen. Doch wie sieht es aus, wenn man die Kalizumspiegel im Blut durch die entsprechenden Brausetabletten anhebt?
In einer Beobachtungsstudie an über 2600 Personen mit Herzklappenverkalkungen wurde dies im Detail untersucht. Die Teilnehmer an der Studie waren im Mittel 74 Jahre alt und wurden knapp 6 Jahre beobachtet. Die Hälfte (49%) der Teilnehmer nahm kein Kalzium, 12% nur Vitamin D und 39% Kalzium mit bzw. ohne Vitamin D regelmäßig zu sich. Die Ergebnisse zeigten, dass die Todesrate bei denen mit der regelmäßigen Kalziumaufnahme signifikant höher lagen, als bei denen, die keine solchen Brausetabletten zu sich nahmen. Dabei spielte die Vitamin D Einnahme keine Rolle. Die Kalziumnutzer hatten auch eine erhöhte Rate an Herzoperationen.
Diese Daten belegen ein weiteres Mal, dass Nahrungsergänzungsmittel kritisch hinterfragt werden müssen. Wer Sorge um seinen Kalziumhaushalt hat, sollte den natürlichen Weg gehen und als Kalziumlieferanten Milchprodukte wie Käse nutzen, denn Kalziumtabletten können gefährlich sein.
Kassis N, Hariri EH, Karrthik AK, Ahuja KR, Layoun H, Saad AM, Gad MM, Kaur M, Bazarbashi N, Griffin BP, Popovic ZB, Harb SC, Desai MY, Kapadia SR. Supplemental calcium and vitamin D and long-term mortality in aortic stenosis. Heart. 2022 Apr 25:heartjnl-2021-320215. doi: 10.1136/heartjnl-2021-320215. Epub ahead of print. PMID: 35470234.
