Seit den 1970er-Jahren wird vor dem Konsum von Fett und insbesondere gesättigten Fettsäuren gewarnt. Basierend auf der sogenannten „Sieben-Länder-Studie“ des Wissenschaftlers Ancel Keys wurde behauptet, dass gesättigte Fette, die in tierischen Produkten wie Fleisch oder Milch enthalten sind, Ursache für Herzinfarkte oder Schlaganfälle seien. Doch gibt es wirklich aktuelle wissenschaftliche Belege für diese Behauptung?
Diese Frage hat ganz aktuell eine internationale Forschergruppe mit einer sehr umfangreichen Literaturrecherche untersucht. Dazu wurden vier Beobachtungsstudien, drei prospektive epidemiologische Studien und 25 randomisierte kontrollierte Studien berücksichtigt, die im Zeitraum von 2010 bis 2021 veröffentlicht wurden. Insgesamt kamen die Forscher zu dem Schluss, dass es keine Hinweise dafür gibt, dass die Aufnahme gesättigter Fette mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, entsprechenden Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall oder mit Herz-Kreislauf-Todesfällen im Zusammenhang steht. In dieser Übersichtsarbeit ist auch eine randomisierte Studie enthalten, in der die Auswirkung des Kochens mit Kokosnussöl oder Sonnenblumenöl bei Personen mit einer Herzerkrankung untersucht wurde. Kokosnussöl hat einen höheren Anteil gesättigter Fettsäuren, doch im Vergleich wurden im zweijährigen Studienverlauf in beiden Therapiegruppen und im Hinblick auf Herzinfarkte oder Schlaganfälle keine Unterschiede gefunden.
Die Verteufelung von Fett und insbesondere von tierischen Fetten mit dem erhöhten Anteil von gesättigten Fetten hat dazu geführt, dass die Nahrungsmittelindustrie fettreduzierte Lebensmittel sehr erfolgreich vermarktet. Daher wird es die wissenschaftlich belegte Botschaft „gesättigte Fette sind ungefährlich“ schwer haben…
Valk R, Hammill J, Grip J. Saturated fat: villain and bogeyman in the development of cardiovascular disease? Eur J Prev Cardiol. 2022 Sep 5:zwac194. doi: 10.1093/eurjpc/zwac194. Epub ahead of print. PMID: 36059207.