Viele Menschen stellen sich die Frage, was in der Nahrung eher gut und was eher schlecht für die Gesundheit ist. Aus methodischen Gründen ist es aber sehr schwer, diese Frage wissenschaftlich eindeutig zu beantworten. Im Oktober 2019 sind in einem renommierten US-amerikanischen Journal mehrere Arbeiten einer internationalen Forschergruppe erschienen, die zu dem Schluss kommen, dass Fleischkonsum gesundheitlich unbedenklich ist (Ann Intern Med 2019; 171: 703-764).
Wie nun im Journal of American Medicine berichtet wurde (https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2759201) kam es bereits vor der Publikation der Ergebnisse zu heftigen Reaktionen von Kritikern. Dies zeigt, dass das Publikationsembargo anscheinend verletzt wurde. So erhielt die Chefredakteurin einen Shitstorm von über 2.000 Mails und staatliche Stellen wurden angerufen, die Publikation zu verbieten. So habe eine Publikation in diesem Journal über Schussverletzungen zu weniger giftigen Reaktion der berühmten Waffenlobbygruppe NRA geführt, als die Publikationen zu Fleisch. Den Wissenschaftlern wurden auch Interessenkonflikte mit der Fleischindustrie vorgeworfen, was nur in einem Fall nachgewiesen werden konnte. Wie sich nun aber herausstellte, sind auch die Kritiker der neuen Studien nicht ohne industrielle Verflechtungen. Diese scheinen in nicht unerheblichem Maße finanzielle Zuwendungen von Firmen erhalten zu haben, die Alternativen zu Fleisch vertreiben.
Die nun laufende emotionale Diskussion ähnelt religiösen Konflikten, wo Glaubensinhalte auch nicht durch wissenschaftliche Studien überprüfbar sind. Man könnte daher den Eindruck gewinnen, dass sich die Ernährung zu einer Ersatzreligion entwickelt hat.