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Deutliches Übergewicht ist kein rein ästhetisches Problem

Das Wort „Prävention“ kommt im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung zwar 33 Mal vor, doch bleiben die Politiker sehr allgemein. So spielt das Problem eines deutlichen Übergewichts als Krankheitstreiber in diesem Text keine Rolle. Auch wenn in der Coronakrise das mittlere Gewicht in Deutschland, wie in vielen Ländern, weiter angestiegen ist, wird Übergewicht beziehungsweise Adipositas weiterhin als eher ästhetisches Problem gesehen. Doch wie sehen es mit den medizinischen Risiken aus?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat eine aktuelle Studie veröffentlicht, bei der der Zusammenhang von deutlichem Übergewicht und der Entstehung von Darmkrebs untersucht wurde. Dabei wurden über 6600 Patienten mit Darmkrebs mit knapp 8000 Kontrollpersonen verglichen. Das Gewicht, das die Patienten etwa zehn Jahre vor der Diagnose hatten, wurde mit der Darmkrebsrate in Zusammenhang gebracht. Es zeigte sich, dass Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von > 30 kg/m2 – in der Medizin spricht man dann von Adipositas – im Vergleich zu Personen mit einem BMI von < 25 kg/m2 (Normgewicht) ein bis zu zweieinhalbfach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Darmkrebs im jüngeren Alter hatten. Diese Daten werden durch frühere Untersuchungen mit genetischen Markern für deutliches Übergewicht unterstützt. Personen mit einer genetischen Vorbelastung für erhöhtes Gewicht zeigten dabei ein signifikant erhöhtes Darmkrebsrisiko. Aus diesen Ergebnissen sollte abgeleitet werden, das Darmspiegelungen bei Personen mit deutlich erhöhtem Gewicht noch konsequenter durchgeführt werden, um Tumore früher zu erkennen. Bedingt durch die Sorge, dass man sich in medizinischen Einrichtungen mit dem Coronavirus anstecken könnte, sind die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen seltener geworden. Dabei gilt: Deutliches Übergewicht ist kein rein ästhetisches Problem.


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