Das aktuelle Credo der Ernährungsberatung basiert auf dem Grundsatz, dass Übergewicht und Fettsucht dadurch entstehen, wenn mehr Kalorien eingenommen als verbraucht werden. Schon in den 1950er Jahren konnte in Studien nachgewiesen werden, dass das Zählen von Kalorien nicht die richtige Waffe gegen die überschüssigen Kilos auf der Waage ist. Bester Beweis ist die sogenannte Atkins Diät, bei der es durch eine hohe Aufnahme von Fett und Eiweiß zu einer Gewichtsabnahme kommt, obwohl über 3000 Kcal aufgenommen werden. Eine aktuelle Arbeit aus Deutschland zeigt nun, dass es auch außerhalb des Nahrungstraktes „Dickmacher“ gibt.
Die Arbeit, publiziert in der renommierten Zeitschrift „Nature Communications“, zeigt, dass bestimmte chemische Stoffe – sogenannte Parabene – Dickmacher sind. Diese Chemikalien sind in kosmetischen Produkten wie Cremes oder Lotionen enthalten. Die Forscher konnten zeigen, dass bei schwangeren Frauen, die Kosmetika mit Parabenen nutzten, eine erhöhte Ausscheidung im Urin nachweisbar war. Die Höhe der Ausscheidung von Parabenen war eng mit einem erhöhten Gewicht der Kinder korreliert, jedoch nicht bei den männlichen, sondern nur bei den weiblichen Nachkommen. In weiteren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass durch diese chemischen Substanzen im Gehirn von weiblichen Mäusen bestimmte Gene, die für die Unterdrückung der Nahrungsaufnahme verantwortlich sind, unzureichend aktiviert werden.
Diese Daten zeigen, dass „Dickmacher“ nicht nur im Essen, sondern auch auf der Haut zu finden sind.
Leppert B, Strunz S, Seiwert B, et al. Maternal paraben exposure triggers childhood overweight development. Nat Commun. 2020;11(1):561. Published 2020 Feb 11. doi:10.1038/s41467-019-14202-1