In den ersten Wochen des neuen Jahres beschäftigt sich Deutschland mal wieder mit dem Körpergewicht. Kaum einer, der durch die Advents- und Weihnachtszeit nicht zusätzlichen Speck auf den Hüften und am Bauch abgelagert hat. Um „etwas mollig“ von „jetzt wird es aber gefährlich“ zu unterscheiden, wird gerne der „Body Mass Index“ (BMI) verwendet. Dazu wird das Gewicht in Kilogramm zweimal durch die Größe in Meter dividiert, heraus kommt die Einheit kg/m2. Von Übergewicht spricht man bei einem BMI über 25 kg/m2, ab 30 kg/m2 von Fettsucht oder Adipositas. Doch sind diese Grenzwerte sinnvoll?
Gerne wird angeführt, dass Wladimir Klitschko bei 112 Kilogramm und 2,02 Meter Größe einen BMI von 27,5 kg/m2 habe und demnach übergewichtig sei. Doch leider sehe ich in meiner täglichen Praxis nur wenige Personen mit dem Körperbau des ehemaligen Boxweltmeisters. Eine ganz aktuelle Studie aus England zeigt nun an über 3 Mio. Personen, dass Krebs-, Herz-Kreislauf- und Lungen-Erkrankungen ab einem BMI von 25 kg/m2 kontinuierlich ansteigen, während dies bei Sterblichkeit ab einem BMI von 27 kg/m2 nachzuweisen ist. Je jünger die Teilnehmer waren, umso gefährlicher war ein hoher BMI. So verkürzte sich bei einem BMI von mehr als 30 kg/m2 die Lebenserwartung bei 40-jährigen um 4,2 Jahre bei Männern und 3,5 Jahre bei Frauen.
Eine frühere Studie hatte gezeigt, dass Übergewicht möglicherweise gesund sei. Es wird aber vermutet, dass in dieser Studie der Faktor Rauchen nicht entsprechend berücksichtigt wurde, denn Raucher sind in der Regel schlanker, sterben aber früher. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass der BMI besser ist als sein Ruf.
Association of BMI with overall and cause-specific mortality: a population-based cohort study of 3·6 million adults in the UK. Bhaskaran K, Dos-Santos-Silva I, Leon DA, Douglas IJ, Smeeth L. Lancet Diabetes Endocrinol. 2018 Dec;6(12):944-953. doi: 10.1016/S2213-8587(18)30288-2.