Menschen mit chronischen Erkrankungen sind häufig ängstlich. Das ist auch gut nachvollziehbar, denn wenn man z. B. einen Herzinfarkt erlitten hat oder an Krebs erkrankt ist, fragt man sich, wie die Zukunft aussehen wird. Doch häufig sind auch gesunde Menschen ängstlich und es stellt sich die Frage, ob diese vielleicht eher krank werden als weniger ängstliche Persönlichkeiten.
Diese Frage wurde nun in einer großen Studie untersucht, an der über 1.500 Männer im Alter von 53 Jahren teilnahmen. Diese waren im Jahr 1975 komplett gesund und wurden damals gebeten, Fragebögen zu ihrer generellen Ängstlichkeit auszufüllen. Im Verlauf der 40-jährigen Beobachtungszeit wurden Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass Männer mit einem höheren Angstpotential im mittleren Lebensalter häufiger an solchen Risikofaktoren erkrankten und die Unterschiede auch im hohen Lebensalter weiterhin nachweisbar waren. Diese Daten bestätigen frühere Studien, nach denen ängstliche Personen auch ein höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Dieser Zusammenhang muss aktuell beachtet werden, denn aufgrund der Corona-Krise leben viele Menschen schon längere Zeit in Angst. Auch sollten wir dies für unser Handeln beachten, wenn wir z. B. Mitmenschen längerfristig unter Druck setzen oder drohen. Angst machen könnte basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen auch als eine Form der Körperverletzung betrachtet werden, denn: Angst kann krank machen.
Lee LO, Grimm KJ, Spiro A 3rd, Kubzansky LD. Neuroticism, Worry, and Cardiometabolic Risk Trajectories: Findings From a 40-Year Study of Men. J Am Heart Assoc. 2022 Feb;11(3):e022006. doi: 10.1161/JAHA.121.022006. Epub 2022 Jan 24. PMID: 35072514.
Batelaan NM, Seldenrijk A, Bot M, van Balkom AJ, Penninx BW. Anxiety and new onset of cardiovascular disease: critical review and meta-analysis. Br J Psychiatry. 2016 Mar;208(3):223-31. doi: 10.1192/bjp.bp.114.156554. PMID: 26932485.