Nach der Geburt von Kindern ändert sich das Leben, wobei es sicher nicht ruhiger und entspannter wird. Eltern haben dann häufig das Gefühl, schneller zu altern. Doch wie sieht die wissenschaftliche Evidenz aus?
Der Evolutionsbiologe George Williams hat im Jahr 1957 die These aufgestellt, dass Fortpflanzung und Altwerden aus genetischer Sicht Gegenspieler sind. Menschen die Gene haben, die die Fortpflanzung bevorzugen, scheinen eine geringere Lebenserwartung zu haben. Eine aktuelle Studie hat nun diesen Zusammenhang noch einmal im Detail untersucht. Dazu wurden die Daten von über 270.000 Teilnehmern der britischen Biobankstudie genutzt. Die Gene dieser Teilnehmer wurden komplett analysiert und es liegen viele Daten wie Laborwerte, Erkrankungen, aber auch Familienverhältnisse wie die Anzahl der Kinder vor. In der aktuellen Untersuchung wurden fast 600 genetische Marker untersucht, für die bekannt ist, dass sie einen Einfluss auf die Fortpflanzungsfähigkeit haben. Es konnte festgestellt werden, dass diese genetischen Marker mit einer kürzeren Lebenserwartung verbunden waren. Interessanterweise nahmen diese Marker in den letzten Jahren aber zu. Was kann da die Ursache sein? Die Gene sind zunehmend nicht mehr alleine entscheidend für die Fortpflanzung und die Sterblichkeit, da viele weitere Faktoren wie u.a. Geburtenkontrolle, sozialer Status und Lebensstil die Zahl der Kinder sowie auch die Sterblichkeit beeinflussen. Dies führt dazu, dass nicht Personen ohne Kinder am längsten leben, sondern Menschen mit zwei Kindern. Weniger oder mehr Kinder zu haben, verringert die Lebenserwartung.
Somit wiedersprechen diese Daten dem Gefühl von Eltern – denn Personen mit zwei Kindern leben länger.
Long E, Zhang J. Evidence for the role of selection for reproductively advantageous alleles in human aging. Sci Adv. 2023 Dec 8;9(49):eadh4990. doi: 10.1126/sciadv.adh4990. Epub 2023 Dec 8. PMID: 38064565; PMCID: PMC10708185.