Auch wenn viele Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Asthma als Risiko für schwere COVID-19-Verläufe angesehen werden, wurde über einen wesentlichen Risikofaktor weniger berichtet: deutliches Übergewicht/Adipositas. Dabei gibt es eine Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen, die den Zusammenhang von deutlich erhöhtem Körpergewicht und schweren COVID-19-Verläufen aufzeigen. Doch sind dies nur Assoziationen – weil Personen mit massivem Übergewicht viele andere Erkrankungen haben – oder ist das Fettgewebe wirklich an der Erkrankungsschwere beteiligt?
Eine ganz aktuelle Arbeit hat sich dieser wichtigen Frage angenommen. Dabei wurden aus einer Patientendatenbank über 20.000 Personen ausgewählt, die vor 2017 ein deutliches Übergewicht (Body Mass Index über 35 kg/m2) aufwiesen. Von diesen hatten sich in der Zwischenzeit 5.000 Personen einer Magenbypass- oder Magenverkleinerungs-Operation unterzogen, die im Mittel zu einer 19 prozentigen Gewichtsreduktion führte. Diese Gruppe wurde in den Analysen mit den 15.000 Personen verglichen, die kein Gewicht abgenommen haben. Es zeigte sich, dass es zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede in der SARS-CoV-2-Infektionsrate gab. Jedoch hatten nach statistischen Korrekturen die Personen mit Gewichtsabnahme ein 50 Prozent niedrigeres Risiko für einen entsprechenden Krankenhausaufenthalt. Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf war sogar um 60 Prozent in der Gewichtsabnahmegruppe reduziert. Hintergrund dafür ist, dass das ACE-2-Molekül, an das die SARS-Viren andocken, nicht nur in der Lunge, sondern auch im Fettgewebe vorhanden ist.
Diese Daten geben somit einen klaren Hinweis, dass eine deutliche Gewichtsabnahme vor schweren COVID-19-Verläufen schützt.
Aminian A, Tu C, Milinovich A, Wolski KE, Kattan MW, Nissen SE. Association of Weight Loss Achieved Through Metabolic Surgery With Risk and Severity of COVID-19 Infection. JAMA Surg. 2021 Dec 29. doi: 10.1001/jamasurg.2021.6496. Epub ahead of print. PMID: 34964827.