Schon die Römer prägten den Spruch „Plenus venter non studet libenter“, was übersetzt „Ein voller Bauch studiert nicht gern“ heißt. Aber auch ein leerer Bauch kann unser Verhalten z.B. beim Einkauf von Lebensmitteln erheblich beeinflussen. Plötzlich ist der Einkaufswagen stärker gefüllt als es geplant war. Doch hat ein leerer Magen auch einen Einfluss auf andere Entscheidungen?
Diese Fragen haben nun zwei englische Psychologen mit ausführlichen Experimenten untersucht. 50 Versuchspersonen wurden angehalten, entweder zwei Stunden vor den Experimenten etwas zu essen oder 10 Stunden vorher keine Nahrung zu sich zu nehmen. Anschließend wurden psychologische Tests durchgeführt: So sollten die gesättigten und hungrigen Teilnehmer entscheiden, ob sie kleine Geschenke (Snacks, Geld oder Musikdownloads) direkt oder entsprechend größere Geschenke in einem zeitlichen Abstand annehmen. Die hungrigen Versuchspersonen wählten – wie zu erwarten – den kleinen Snack, da sie ihn unmittelbar bekamen. Jedoch konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Auswahl von schnellen Belohnungen im hungrigen Zustand sich nicht ausschließlich auf die Nahrungsmittel auswirkte, sondern auch auf andere Geschenke wie Geld oder Musikdownloads. Die satten Teilnehmer wählten dagegen eher die größeren Geschenke, die sie aber erst mit einem zeitlichen Abstand erhielten.
Die Wissenschaftler empfehlen daher, dass man wichtige Entscheidungen nicht im hungrigen Zustand fällen sollte, da man eher auf die kurzfristigen Auswirkungen achtet.
Ein leerer Bauch entscheidet nicht gern langfristig.
Skrynka J, Vincent BT. Hunger increases delay discounting of food and non-food rewards. Psychon Bull Rev. 2019 Oct;26(5):1729-1737. doi: 10.3758/s13423-019-01655-0.