Zu Karneval verbietet die “political correctness” sich als Mexikaner oder als indigenen Ureinwohner Nordamerikas zu verkleiden, da man dadurch die Gefühle dieser ethnischen Gruppen verletzen könnte. Doch es stellt sich die Frage, wie sich wohl ein Oberbayer fühlt, wenn Menschen aus den nördlich gelegenen Bundesländer sich mit entsprechenden Trachten verkleiden und sich einem übermäßigen Bierkonsum hingeben? Die Oktoberfestzeit wird auch bei uns im Westen immer beliebter! Die Maßkrüge klirren, Blaskapellen spielen und die Bierzelte sind gefüllt mit fröhlichen Menschen in Tracht. Für viele gehört das ausgelassene Feiern und der nicht ganz geringe Bierkonsum im Spätsommer genauso dazu wie die Brezn und die Lederhosen. Aber wie gefährlich ist es eigentlich, wenn man sich dem Oktoberfest ganz hingibt und mit dem Alkohol mal völlig über die Stränge schlägt?
Dazu hat eine bayrische Forschergruppe ganz aktuell eine Studie veröffentlicht. In der MunichBREW Studie wurden 202 junge Männer und Frauen, die geplant hatten sich die „alkoholische Kante“ zu geben, mit Langzeit-EKG-Messungen ausgestattet, um die Herzfrequenz sowie Herzrhythmusstörungen zu erfassen. Auch wurde der Alkoholgehalt mit entsprechenden Atemmessgeräten kontrolliert. Das Ergebnis: Die Teilnehmer hielten sich an ihre Pläne und es wurden Spitzenalkoholwerte von bis zu 2,5 Promille erreicht. Während der Phase des Alkoholkonsums kam es zu einem deutlichen Anstiegt der Herzfrequenz. Im Erholungszeitraum Stunden nach dem Alkoholkonsum – damit wurde wissenschaftlich das Katerstadium bezeichnet – stieg das Risiko von Rhythmusstörungen deutlich an. Es trat bei einigen Teilnehmern auch ein kurzzeitiges Vorhofflimmern auf, das ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle ist.
Diese Daten belegen, dass zwischen Gaudi und Gefahr nur ein schmaler Grat liegt und „political correctness“ sinnvoll sein kann…
Brunner S, Krewitz C, Winter R, von Falkenhausen AS, Kern A, Brunner D, Sinner MF. Acute Alcohol Consumption and Arrhythmias in Young Adults: The MunichBREW II Study. Eur Heart J. 2024 Oct 4:ehae695. doi: 10.1093/eurheartj/ehae695. Epub ahead of print. PMID: 39363568.